„Radverkehr befindet sich auf der Überholspur“

„Würde Karl Drais heute vom Himmel herunterschauen, ich glaube er würde eine Ehrenrunde auf seinem Laufrad drehen“, der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann brachte es beim 5. Nationalen Radverkehrskongress auf den Punkt, warum Mannheim sich anlässlich von „200 Jahren Fahrrad“ glücklich schätzt, Gastgeber für 800 Radverkehrsexperten zu sein. Veranstaltet wird der deutschlandweit größte Radverkehrskongress vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Norbert Barthle, der dortige Parlamentarische Staatssekretär, hieb in die gleiche Kerbe: „1817 hat Karl Drais das Zweirad erfunden und damit die erste Mobilitätsrevolution der Neuzeit eingeleitet. Heute fährt das Fahrrad auf der Überholspur und gewinnt wie kein anderes Verkehrsmittel an Beliebtheit. Es steht für gelungene Innovation, Modernität und Zukunft“. Im Jubiläumsjahr fördert sein Ministerium den Radverkehr mit einem Rekordbeitrag von 130 Millionen Euro. Davon stehen erstmals 25 Millionen Euro für Radschnellwege bereit. Anlässlich der Eröffnung startete das Ministerium einen neuen Projektaufruf unter www.bmvi.de/Fahrrad. Denn, so sein Credo, „der Radverkehr befindet sich auf der Überholspur“.

„Das Fahrrad schafft mehr Mobilität und Lebensqualität in Stadt und Land“, betonte Winfried Herrmann, mit keinem anderen Verkehrsmittel könne die Mobilität so schnell, so kostengünstig und so nachhaltig positiv verändert werden. Schon deshalb sei die Förderung des Radverkehrs nicht Kür, sondern Pflicht jeder zukunftszugewandten Verkehrspolitik. Baden-Württemberg strebe an, den Anteil des Radverkehrs bis 2020 auf 16 Prozent zu verdoppeln. Dafür werde gemeinsam mit den Kommunen ein 7000 Kilometer langes Netz durchgängiger, sicherer und gut ausgeschilderter Wege gebaut. Doch nicht nur Bau und Planung sind seiner Ansicht nach wichtig. Es müsse mehr und mehr selbstverständlich sein, auch im Anzug und schicken Kleid das Rad zu benützen.

In dieser Hinsicht sah er auch Mannheim auf einem guten Weg. Den im Nationalen Radverkehrsplan genannten Richtwert von 15 Euro pro Jahr und Einwohner für die Verbesserung des Fahrradklimas einzusetzen, das schaffe die Stadt in diesem Jahr – und auch in Zukunft, zeigte sich Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz überzeugt. Sein strategisches Ziel ist es, den Radverkehrsanteil von 13 Prozent im Jahr 2008 auf 25 Prozent bis 2020 zu steigern. Besonders stolz ist es in diesem Zusammenhang auf die Bismarckstraße. Schon heute werde die jetzige Verkehrsverteilung von 70 Prozent der Mannheimer befürwortet. Noch eine überraschende Zahl hatte er im Gepäck: der Anteil des Autoverkehrs ist in Mannheim nicht größer als in Münster, obwohl dort deutlich mehr Fahrräder unterwegs sind. Grund dafür: in der Quadratestadt bilden Fußgänger und Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs eine außergewöhnlich große Gruppe.

Die Teilnehmenden im Rosengarten unterhalten sich während der zwei Tage nicht nur über Radschnellwege, Lastenräder, Radtourismus, sondern auch über die Chancen von Digitalisierung und Elektrifizierung. Am ersten Abend werden die besten Radverkehrsprojekte mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet. Den Abschluss des zweiten Tages bildet eine Veloparade durch Mannheim. Als „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit“ des Jahres 2017 erhält der „Prinzen“-Frontmann Sebastian Krumbiegel die Auszeichnung.

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