AUSZEICHNUNG FÜR DEN RADVERKEHR
Aktiv zu Fuß oder mit dem Rad im Stadtgebiet unterwegs sein – diesen Leitgedanken hat sich die Stadt Mannheim gemeinsam mit mehr als 100 anderen baden-württembergischen Landkreisen, Städten und Gemeinden auf die Fahne geschrieben. Gemeinsam bilden sie die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW), bei der die Stadt Mannheim Gründungsmitglied ist. Nun hat das Land der Stadt Mannheim erneut die Auszeichnung „fahrradfreundliche Kommune“ verliehen – diesmal in der Kategorie „Bronze“. Damit ist nach 2017 eine Rezertifizierung gelungen.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zeigt sich zufrieden, dass die Radverkehrsförderung in Mannheim auf einem guten Weg ist. Ob es um die Förderung von privaten Lastenrädern oder die Ausweisung erster Fahrradstraßen geht, die Stadt habe schon viel erreicht und der Rückenwind der Landesauszeichnung sei ein wichtiger Faktor, so der Oberbürgermeister. „Den Erfolg können wir auch messen, denn der Radverkehrsanteil steigt kontinuierlich an. Uns ist dennoch bewusst: Wir müssen hier noch Tempo zulegen, obwohl wir bereits deutlich über dem Landes- und Bundeswert liegen. Mannheim bietet topographisch und als dichte Stadt die idealen Voraussetzungen.“
Der für Verkehrsplanung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer, der die Auszeichnung in Stuttgart entgegennahm, ergänzt: „Die sogenannte aktive Mobilität zu Fuß oder mit dem Rad ist fest in den Klimazielen der Stadt Mannheim verankert und ein großer Bestandteil unseres neuen Verkehrsentwicklungsplanes, dem Masterplan Mobilität, den wir aktuell erarbeiten. Die Herausforderung liegt darin, im begrenzten öffentlichen Raum mehr Platz für Fuß- und Radverkehr zu schaffen und dabei die Belange von Wirtschaft, Logistik und Transport ebenfalls zu berücksichtigen.“
Voraussetzungen für Auszeichnung
Fahrradfreundliche Kommunen zeichnen sich laut Land durch eine „vorbildliche Radverkehrsförderung“ aus. Das Zertifikat wird seit 2011 an Städte, Gemeinden und Landkreise vergeben. Dabei ist die Auszeichnung kein Selbstläufer: Alle fünf Jahre wird sie erneut auf den Prüfstand gestellt. Seit 2020 erfolgt die differenzierte Vergabe im Gold-, Silber- oder Bronze-Status. Voraussetzung für eine Auszeichnung ist die Mitgliedschaft in der AGFK-BW. Insgesamt sind nun zehn Städte und drei Landkreise vom Land als fahrradfreundliche Kommunen ausgezeichnet.
Welchen Status eine Kommune erreicht, hat die Prüfkommission nach festgesetzten Kriterien und Kategorien schematisch untersucht. Handlungsfelder wie die gegebene Infrastruktur spielen ebenso eine Rolle wie der Bereich Fahrradparken, Verkehrssicherheit, Radtourismus oder Kommunikation. Dabei hat die Stadt Mannheim an vielen Stellen in den vergangenen Jahren die Weichen für den Radverkehr gestellt: Einbahnstraßen im gesamten Stadtgebiet wurden auf ihre Öffnung für Radfahrende geprüft und Verbesserungen an Ampeln erzielt, beispielsweise eine grüne Welle in der Marktstraße zwischen Paradeplatz und Schloss oder aber ein Dauergrün für Radfahrende an der Zufahrt ins Parkhaus an der Alten Feuerwache. Bike&Ride-Angebote wie VRNnextbike oder die neuen digitalen Fahrradboxen haben sich ebenso etabliert wie das Angebot an Leih-Lastenrädern. Regelmäßige RadCHECKS und Radfahrkurse für Erwachsene sorgen für eine erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr. STADTRADELN oder Monnem Bike – das Festival sorgen dafür, dass die Radkultur auf spielerische Weise in den öffentlichen Fokus rückt.
„Wir freuen uns über das, was wir bereits erreicht haben und haben den Ansporn, an den Stellen, wo noch Handlungsbedarf herrscht, nachzubessern. Unser Ziel ist es, in fünf Jahren erneut rezertifiziert zu werden – dann in Silber“, blickt Eisenhauer in die Zukunft.
Radverkehr in Mannheim
Das Fahrrad hat in Mannheim eine lange Tradition, immerhin wurde der Grundstein für das heutige Zweirad im Jahre 1817 hier in Mannheim gelegt – mit der Erfindung der Laufmaschine durch Karl Drais. Als Folge entstand im Mannheimer Schlossgarten der erste Radweg der Welt. Doch wie in vielen deutschen Großstädten wurde im Weiteren dem Automobil oftmals der Vorrang gegeben.
Das ändert sich seit 2008 kontinuierlich: Mit dem 21-Punkte-Programm hat sich die Stadt Mannheim mit breiter Rückendeckung aus der Politik und einem Gemeinderatsbeschluss vom März 2010 auf den Weg gemacht, den Radverkehr zu stärken. Hierfür arbeiten der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung und der Eigenbetrieb Stadtraumservice Hand in Hand. Neue Fahrradstraßen – aktuell insgesamt 15 – und Radwege erweitern das bislang rund 290 Kilometer lange Radnetz stetig. Auf der Augustaanlage ist beispielsweise aktuell ein neuer Radweg in beide Fahrtrichtungen entstanden, der eine direkte Verbindung vom Mannheimer Osten in die Innenstadt ermöglicht. Bereits bestehende Radwegabschnitten werden kontinuierlich saniert. Priorisierung erfahren hierbei sogenannte Radhauptrouten sowie baulich schlechte benutzungspflichtige Radwege. Schon ab dem kommenden Jahr werden die Gegebenheiten durch eine Radschnellverbindung nach Hessen ergänzt, dessen rund sechs Kilometer langer Teilabschnitt zwischen Neckarplatt und Stadtgrenze Viernheim über das BUGA-Gelände, Spinelli und Käfertal im Rahmen der Bundegartenschau bis April 2023 fertiggestellt wird. Für die Radschnellverbindung nach Heidelberg werden voraussichtlich ab Ende 2023 die ersten Abschnitte, wie die Spessart- und Odenwaldstraße in Feudenheim zur Fahrradstraße umgebaut. Für mehr Sicherheit für Radfahrende sorgen stadtweit verbesserte Querungsmöglichkeiten und Sichtverhältnisse, die unter anderem durch die Neuordnung des Straßenrandparkens erreicht werden und bereits in der Luisenstraße in Neckarau, am Paul-Martin-Ufer in Neuostheim oder in der östlichen Oberstadt umgesetzt wurden. In den Quadraten standen Anfang 2022 insgesamt rund 1.800 festinstallierte und 64 temporäre Fahrrad-Abstellanlagen zur Verfügung.
Bild: Pierre Johne