Fahrradland Deutschland. Jetzt.

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club mit Symposium und Bundesversammlung in Mannheim zu Gast

Wo, wenn nicht in Mannheim, konnte im ausgehenden Jahr 2016 eine Veranstaltung mit dem Titel „Fahrradland Deutschland. Jetzt!“ stattfinden. Bundesvorstand und Delegierten des mehr als 160.000 Menschen zählenden Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) nützten die Chance, anlässlich des Jubiläums von „200 Jahren Fahrrad“ im TECHNOSEUM zu tagen und die soeben eröffnete Ausstellung „2 Räder – 200 Jahre“ in Augenschein zu nehmen.

Genau wie die Ausstellung hat sich auch der Club viel vorgenommen. Weltweit setzen mittlerweile innovative Städte massiv auf den Ausbau des Radverkehrs und erreichen so mehr Lebensqualität für alle. Dafür gelte es die erforderliche Infrastruktur zu schaffen, betonten der Bundesvorsitzende Ulrich Syberg und Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork in Mannheim. Deshalb wurden Referentinnen und Referenten aus dem Bundesgebiet, aber auch Norwegen, den Niederlanden und den USA in die Quadratestadt eingeladen, um von gelungen Beispielen für Fahrradpolitik aus einem Guss zu lerne.

„Im Ausland passiert Grandioses, da wollen wir den Anschluss nicht verlieren“, schwor Syberg die Delegierten und Symposiumsteilnehmenden ein. Das habe nicht nur mit Geld, sondern oft auch mit Mut zu tun. Doch der mittlerweile 37 Jahre zählende Club sei bereit, den Gegenwind auszuhalten, um endlich gemeinsam mit den Kommunen etwas zu bewegen.

Radverkehr wird essentiell werden für die Stadt der Zukunft. Darin sind sich alle einig, doch die Wege dahin sind mitunter steinig. Martha Roskowski, die Vizepräsidenten des US-amerikanischen Fahrradverbundes „People for Bikes“, hatte dennoch beeindruckende Beispiele im Gepäck. Binnen ein paar Jahren sind 320 geschützte Radwege in mehr als 98 Städten des riesigen Landes entstanden – mit mehr Sicherheitsgefühl für alle. Anders als in Deutschland wird in den Vereinigten Staaten dazu mehr ins Ausprobieren und in die Überzeugungsarbeit investiert. So schreibt beispielsweise Chicagos Bürgermeister Emanuel Rehm der Politik ins Stammbuch, dass wer Start-ups und Hochtechnologie sowie junge, gut ausgebildete Leute anziehen wolle, nicht umhinkomme, eine gute Radinfrastruktur aufzubauen.

Beeindruckende Beispiele lieferte Saskia Kluint, die Geschäftsführerin des niederländischen Fahrradverbandes Fietserbond aus Utrecht. Mit Bürgerbeteiligung wurden nicht nur fünf zentrale Radrouten durch die Stadt gelegt, um den 125.000 Radlerinnen und Radlern schnelle Verbindungen zu ermöglichen, sondern es wurden auch großzügige Radparkhäuser gebaut, Straßen umgewidmet, die Luftverschmutzung drastisch reduziert und so mehr Lebensqualität für alle erreicht.

Mannheims Bürgermeister Lothar Quast würdigte die ADFC-Versammlung als Rückenwind für das Jubiläumsjahr „200 Jahre Fahrrad“, das die Stadt unter der Dachmarke „Monnem Bike“ für 2017 plant. Die Stadt sei stolz darauf, eine tragende Rolle bei dieser bahnbrechenden Erfindung geleistet zu haben. Nie zuvor in den zwei Jahrhunderten sei diese alte Idee so angesagt gewesen. Nun gelte es die Diskussion um die Verteilung des öffentlichen Raumes weiter zu führen. Zehn Millionen Euro investiert die Quadratestadt im Doppelhaushalt 2016/17 in den Radverkehr; 1,5 Millionen Euro hat der Gemeinderat für das Radjubiläum bewilligt.